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Cerebrolysin

BeitragVerfasst: Mi 16. Okt 2024, 17:58
von Lisa M
Schönen Abend zusammen :)

Nachdem ich nun langsam auch meinen ArbeitskollegInnen von meiner Diagnose erzählt habe, hat mich ein Kollege ganz naheliegend gefragt, ob das Medikament, das wir herstellen nicht eventuell helfen könnte.

Kurz zu mir: ich arbeite in einem Pharmaunternehmen im neurologischen Sektor und wir sind Hersteller des Medikaments Cerebrolysin, das bei neurodegenerativen Erkrankungen (ursprünglich für Demenzerkrankungen) eingesetzt wird.

Wurde dies schon mal bei jemandem hier im Forum von einem Arzt vorgeschlagen oder gar verwendet?

Re: Cerebrolysin

BeitragVerfasst: Do 17. Okt 2024, 10:26
von Rudi
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Hallo Lisa,

danke für deinen Beitrag und für die Rückfrage zum Medikament „Cerebrolysin“, das in dem Unternehmen hergestellt wird, bei dem du beschäftigt bist. Du schreibst:
Kurz zu mir: ich arbeite in einem Pharmaunternehmen im neurologischen Sektor und wir sind Hersteller des Medikaments Cerebrolysin, das bei neurodegenerativen Erkrankungen (ursprünglich für Demenzerkrankungen) eingesetzt wird.

Zu dem Medikament habe ich gelesen, dass es bei „Zerebrovaskulären Erkrankungen“ eigesetzt wird. Solche Erkrankungen sind im hier
verlinkten Beitrag recht gut beschrieben. Dort heißt es u.a.:

Zerebrovaskuläre Erkrankungen sind eine Gruppe von Erkrankungen, welche die Blutgefäße des Gehirns, d.h. die Hirnarterien oder Hirnvenen betreffen. ……. Aufgrund der komplexen Blutversorgung des Gehirns ergeben sich bei Veränderungen der zuführenden Gefäße mannigfaltige Störungsbilder, die sich durch unterschiedliche Symptome äußern können. Ursache hierfür ist in den meisten Fällen die Minderversorgung bestimmter Hirnareale mit Sauerstoff (Hypoxie) und Glukose, was zu Fehlfunktionen und im Extremfall zum Absterben der Nervenzellen führt.

Diese Beschreibung macht nach meinem Verständnis klar, dass der Einsatz des Medikaments bei HSP nicht hilfreich sein kann. Wir haben bekanntlich ebenfalls das Problem, dass unsere Nervenzellen absterben. Das wird bei uns aber nicht durch eine Minderversorgung von Sauerstoff oder Glukose (Dextrose, Glucose, Traubenzucker) verursacht. Die Ursache liegt bei uns in der Mutation eines Gens. Diese Mutation führt dazu, dass ein wichtiges Eiweiß (bei jedem SPG ein anderes) nicht richtig oder gar nicht hergestellt wird. Das fehlerhaft gebildete Eiweiß ist dafür verantwortlich, dass notwendige Funktionen, die für das Leben der Nervenzelle nötig sind, nicht ausgeführt werden. Die Folge ist, dass unsere Zellen degenerieren (=absterben).

Du erkennst, dass die Störung, nämlich das Absterben der Zelle, für die durch dein Unternehmen bei "zerebrovaskulären Erkrankungen" ein Medikament entwickelt wurde, zwar gleich ist, aber die Ursachen ganz andere sind. Insofern ist es bei uns vermutlich nicht zielführend, über ein Medikament den Sauerstoffhaushalt oder den Glukosehaushalt zu beeinflussen.

In jedem Fall wäre es aber schön, wenn du das Thema einmal mit Kollegen aus deiner Firma besprichst, die sich wissenschaftlich mit dem Medikament befassen. Ich spreche das hier an, weil
in Wikepedia zu lesen ist:

Cerebrolysin wurde auf seine mögliche Behandlung mehrerer neurodegenerativer Erkrankungen untersucht; dies erfolgte im Jahr 2023 jedoch nur vorläufig. Es konnte kein klarer Nutzen bei der Behandlung eines akuten Schlaganfalls festgestellt werden, und es wird über eine erhöhte Rate spontaner Nebenwirkungen berichtet, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machen.


Sollten bei deinen Gesprächen Erkenntnisse herauskommen, die auf neuen Studienergebnissen beruhen oder die meinen Überlegungen widersprechen, dann informiere uns bitte hier im Forum. Natürlich können wir uns auch telefonisch zum Thema austauschen. Du erreicht mich unter 07033-36353.

Herzliche Grüße
Rudi