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UNO-Ausschuss beurteilt Behinderten-Situation in Deutschland

BeitragVerfasst: Fr 15. Sep 2023, 16:48
von Rudi
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Hallo zusammen,

die UNO hat Deutschland gerügt, weil die Inklusion kaum vorankommt. Dabei haben Menschen mit Behinderung seit mehr als 14 Jahren ein Recht auf gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen. Deutschland hat die Uno-Behindertenrechtskonvention vor 14 Jahren, also bereits 2009, ratifiziert. An der Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung hat sich dadurch nicht viel geändert. Wer weiß das besser als wir?! Ein Vergleich mit vielen anderen Ländern zeigt es uns immer wieder, wie weit wir zurück sind.

Der UNO-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat die Fortschritte, die durch die Behindertenrechtskonvention in Deutschland erreicht wurden, aufgezeigt. Dafür hat er nur eine halbe Seite benötigt. Kritik und Empfehlungen an Deutschland fanden auf 15 Seiten Platz.

Ich spreche das hier bei uns an, um aufzuzeigen, wie klar und niederschmetternd die uns bekannte schlechte Situation für Behinderte in Deutschland ist. Da sind wir ein wirkliches Entwicklungsland. Ich spreche es aber auch an, damit wir alle in politischen Gesprächen dieses Thema immer wieder ansprechen und Verbesserungen fordern. Wer, wenn nicht wir? Wer, wenn nicht ihr?

Ich stelle euch hier die Beurteilung des UNO-Ausschusses zum Download ein. Hier das
Original in Englisch. Hier die Autoübersetzung in Deutsch. Zudem verweise ich auf einen aktuellen Beitrag zum Thema im ZDF „Inklusion in Deutschland: Zahl gemeldeter Diskriminierungen steigt".

Viele Grüße
Rudi




Re: UNO-Ausschuss beurteilt Behinderten-Situation in Deutsch

BeitragVerfasst: Sa 16. Sep 2023, 20:23
von Katrin
Hallo Rudi und alle anderen,

das ist ein sehr großes umfangreiches Thema, welches dringend von allen Betroffenen mit egal welcher Form von Behinderung bzw. Beeinträchtigung angegangen werden sollte, jeder so, wie es geht, einer mehr, andere weniger.

Hier gab es diese Woche den letzten regelmäßigen Termin der Zukunftswerkstatt zum Schattenbericht zur UN BRK für die Umsetzung in Hamburg.
Zu verschiedenen Themen wie Arbeit, Gesundheit, Wohnen, Freizeit, Sport gab es jeweils 4 Termine, der letzte immer mit Übersetzung in DGS. (Deutsche Gebärdensprache)
Es wurden zu allen Themen Forderungen formuliert, keine Füllworte wie müsste, könnte, sollte, sondern "muss" ohne Ausreden.

Die gesammelten Forderungen werden jetzt wissenschaftlich aufgearbeitet von der "Evangelischen Hochschule Rauhes Haus" und nächstes Jahr im Sommer dem Bürgermeister Peter Tschentscher übereicht. Unser Wunschtermin wäre der 5. Mai, Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. "leider" ist der 5. Mai 2024 ein Sonntag, dann den Großen Festsaal im Rathaus zu bekommen, könnte schwer werden, aber die Übergabe soll medienwirksam geplant werden.
Der Schattenbericht hat das Ziel, die sehr akademisch-politische Formulierung der UN BRK, die nur von nichtbetroffenen politischen Personen geschrieben wird, eine Formulierung dagegenzusetzen, die nur von Menschen mit Behinderungen erarbeitet wurde. Die Unterschiede dürften gravierend sein.

Barrierefreiheit wird als Begriff von der Öffentlichkeit nur interpretiert als rollstuhlgerecht, also Treppen brauchen Rampen oder Aufzüge.
Was immer vergessen wird, es geht um sehr viel mehr. Beispiel Fahrplanaushang im ÖPNV:
Alles hängt auf lesehöhe für Personen ab Größe 170cm oder 180cm, Kleinwüchsige brauchen dafür einen Tritt oder Leiter. Gleiches gilt für Rollstuhlfahrer, auch ich mit einer Größe mit 1,51m stehe oft auf Zehenspitzen.
In Leichter oder Einfacher Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder nicht-deutsch-sprechende Menschen gibt es keine Aushänge. Auch Gehörlose sind oft auf Leichte Sprache angewiesen.
Auch in Braille-Schrift für Blinde ist nichts vorhanden.

Diese beispiele kann man übertragen in den Supermarkt, in Arztpraxen, in den Hobby- und Freizeitbereich, in die Sportangebote, Arbeitsplätze uvm.

Dieses Thema ist bei mir täglich präsent, es muss noch viel zu viel getan werden für bedingungslose Inklusion in Deutschland. Jede/r einzelne wird dafür gebraucht - packen wir es an!

Gruß, Katrin