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Etablierung einer Plattform zur Testung von Mikrotubuli stabilisierenden Wirkstoffen zur Behandlung von SPG4-HSP
Hallo zusammen,
seit einiger Zeit werden in HSP-Studien medikamentöse Wirkstoffe getestet. Das gilt bisher vorrangig für die HSP-Form, die auf Mutationen im SPG4-Gen beruht. Das hier durch den Genfehler nicht korrekt hergestellte Protein Spastin ist bekanntlich im Zusammenhang mit den Mikrotubuli aktiv. Die Microtubuli bilden daher einen wesentlichen Zielpunkt in der Entwicklung von SPG4-Medikamenten. Mikrotubuli sind röhrenförmige Proteinkomplexe, die zusammen mit anderen Elementen das Skelett der Zellen quasi als Netzwerk bilden. Sie sind unter anderm mitverantwortlich einerseits für die mechanische Stabilisierung der Zelle und ihrer Form, andererseits im Zusammenspiel mit anderen Proteinen für Bewegungen und Transporte innerhalb der Zelle. Wenn das nicht funktioniert, können unsere Zellen nicht richtig arbeiten. Die Konsequenzen spüren wir täglich.
Ein Großteil der Testung therapeutischer Kandidaten für die SPG4-HSP hat sich darauf konzentriert, geeignete Substanzen zur Stabilisierung des Mikrotubuli-Netzwerks zu entwickeln. Die Arbeiten wurden an Tiermodellen durchgeführt, die aber die Symptome beim Menschen natürlich nicht vollständig widerspiegeln können. Zudem haben zahlreiche Wirkstoffe sehr unangenehme Nebenwirkungen. Es ist daher dringend notwendig, neben der Wirksamkeit auch die Neurotoxizität und somit die Nebenwirkungen dieser Substanzen in den Nervenzellen zu untersuchen.
Es ist klar, dass sich kein Mensch bereiterklären darf, solche Tests an seinem Körper durchführen zu lassen. Unsere HSP-Forscher haben aber zum Glück seit einiger Zeit die Möglichkeit, menschliche Nervenzellen, die eine HSP-Mutation in sich tragen, aus Hautzellen zu erzeugen. Das geschieht über die sogenannten „pluripotenen Stammzellen“. An so erzeugten Nervenzellen sollen nun im Labor Wirkstoffe darauf getestet werden, ob sie als Kandidaten für eine SPG4-Therapie in Frage kommen. Ziel des Projekts ist der Aufbau einer Plattform, die immer wieder genutzt werden kann, um solche Wirkstoffkandidaten auf ihre Eignung für therapeutische Zwecke testen zu können.
Wir haben unser neues Förderprojekt ganz aktuell mit den HSP-Forschern im Team von Frau Prof. Dr. Beate Winner (Uniklinik zu Erlangen) vereinbart. Zum ersten Kennenlernen ist hier ein Artikel verlinkt in dem Frau Prof. Dr. Winner das Zentrum für Seltene in Erlangen vorstellt und in dem auch Edeltraud Mödl (ein Mitglied unserer Interessengemeinschaft) zu Wort kommt (Klick hier). In Kürze werden wir von der Erlanger Gruppe eine ausführliche Projektbeschreibung erhalten, die als Basisinformation in die neue Projektseite eingestellt werden wird.
Das neue Projekt benötigt ein Finanzierungsvolumen von 45.000 Euro. In unseren Gesprächen mit der Uniklinik Erlangen haben wir zugesagt, dass wir einen Anteil von 30.000 Euro erbringen werden. Die übrigen 15.000 Euro steuert die Klinik aus eigenen Mitteln bei. Das ist sehr gut und wichtig, weil dieser Schritt die Bedeutung des neuen Forschungsprojekts unter Beweis stellt.
Ich bin mir sicher, dass dieses Modell zum SPG4 eine Vorlage auch für die anderen SPGs bilden kann. Es stellt damit einen wesentlichen Meilenstein in der Entwicklung therapeutischer Optionen dar. Wir werden alle Spenden, die ihr unserem Förderverein zukommen lasst, nun diesem Projekt zuschreiben. Ihr könnt alle laufenden Förderprojekte mit ihren Statusberichten und den aktuellen Spendenständen auf den Seiten unseres Fördervereins verfolgen.
Herzliche Grüße
Rudi und Lothar
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