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Osteopathie

BeitragVerfasst: Do 14. Feb 2013, 19:20
von Doris & Hubertus
Hallo zusammen,

hat irgendjemand hier im Forum Erfahrungen mit Osteopathie im Zusammenhang mit HSP gemacht?
Wenn ja, welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Positive, negative?

Wäre schön, etwas von euch diesbezüglich erfahren zu können!

Viele Grüße
Doris

Re: Osteopathie

BeitragVerfasst: Do 14. Feb 2013, 21:46
von Bettina
Hallo Doris!

Ja, ich habe sehr gute Erfahrungen mit der Osteopathie gemacht.

An Anfang bekam ich regelmäßig die cranio-sakrale Therapie, sie ist ein Teil der Osteopathie. In einer Zeit, in der sich meine Symptome massiv bemerkbar machten, trat nach kurzer Zeit eine massive Besserung ein. Ich denke mal, auch hier ist die regelmäßige Therapie sehr wichtig. Ich konnte zu dieser Zeit nicht mehr sicher auf unebenen Flächen gehen- 2 Tage später war ich wieder sicher- ich konnte es selbst erst nicht glauben-aber es zeigte bei mir sehr schnell eine positive Resonanz.
Die Cranio-Sakral-Therapie wird allerdings nicht von den Kassen anerkannt. Deswegen bin ich nun bei der Osteopthie. Dies ist meiner Meinung nach aber auch kein Nachteil. Ganz im Gegenteil- somit werden alle Körperbereiche erfaßt u.a. die Organe.
Nach Still hängen alle Körperfunktionen von der Ver- und Entsorgung durch das Gefäß- und Nervensystem ab. Arterienverkalkung, blockierte Gelenke oder verspannte Muskeln können die Versorgung des Körpers durch den Blutkreislauf und das Lymphsystem behindern und führen zu Symptomen.

Bei Störungen der Versorgung wird der Körper laut Still versuchen, dies zu kompensieren. Der Osteopath kann nach seiner Theorie mit den Händen die „Grundspannung“ von Muskeln, Knochen und Gelenken feststellen und so gestörte Funktionen erkennen.

Nach Auffassung Stills heilt sich der Körper bei Störungen grundsätzlich selbst, und es ist nicht möglich, ihn von außen zu heilen. Die Osteopathie soll die Selbstheilungskräfte aktivieren und fördern.[6]

(siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Osteopathi ... medizin%29)

Ich denke mal, es ist immer einen Versuch wert. Die meisten Krankenkassen erstatten mittlerweile auch einen großen Teil der Kosten. Bei der Techniker werden 6 x im Kalenderjahr max. 80% der Kosten und max. 60 Euro pro Sitzung erstattet. Ich lasse mir von meinem Hausarzt ein Privatrezept ausstellen, zahle die Kosten erst selbst und reiche dann nach jeder Sitzung die Quittung bei der Krankenkasse ein. Mein Osteopath berechnet für eine Stunde 75 Euro- somit wird mir der Höchstbetrag von 60 Euro erstattet(80%) und mein Eigenanteil liegt nur bei 15 Euro.

Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren

Bettina

Re: Osteopathie

BeitragVerfasst: Mo 18. Feb 2013, 11:31
von boulderbiking
Hallo Doris,

auch ich kann die positive Wirkung der Osteopathie bestätigen. Ich leide seit 2 Jahren an den Symptomen der HSP und gehe seit Beginn regelmäßig (alle vier Wochen) zum Osteopathen. Durch die HSP bedingte Spastik verschiebt sich bei mir häufig das Becken und die Lendenwirbelsäule, was Rückenschmerzen und ein noch schlechteres Gangbild zur Folge hat. Dies kann der Osteopathe regelmäßig wieder korrigieren. Er heilt natürlich nicht die Grunderkrankung, kann aber sicher einige negative Begleiterscheinungen lindern.
Also ein Versuch ist es immer wert! Viel Glück!

Marcus

Re: Osteopathie

BeitragVerfasst: Do 21. Feb 2013, 09:35
von Doris & Hubertus
Hallo Bettina und Marcus,

vielen Dank für eure Antworten!
Vor einer Woche, am Elternsprechtag, schlug mir ein Vater einer Schülerin von mir die osteopathische Therapie vor, weil er selbst diesen Beruf ausübt und über Erfolge bei einer MS-Patientin und sogar bei einer mit Chorea Huntington berichtete!
Glücklicherweise sind in der Physiotherapeutischen Praxis Christiane Hartmann in Unna drei ausgebildete Osteopathen.
Bisher wusste ich Nichts davon, weil es nicht auf dem Firmenschild vermerkt ist, ich aber einen Info-Flyer in der Praxis vorfand und das Thema ansprach!
Also werde ich sehr wahrscheinlich einmal in den Osterferien für Hubi einen Termin machen! Er hat inzwischen 4 therapeutische Einheiten die Woche, weshalb ich ihm ja auch noch Zeit zum Spielen erübrigen möchte!
In der Praxis teilte man mir mit, dass viele Patienten zunächst alle 14 Tage eine osteopathische Einheit machen und dann nur noch alle 4 Wochen.
Entspricht das auch euren Erfahrungen?

Viele Grüße
Doris

Re: Osteopathie

BeitragVerfasst: Fr 22. Feb 2013, 14:00
von U.Ha.
Hallo zusammen.

Zu der Diskussion um die Osteopathie im Zusammenhang mit der HSP möchte ich mich als Physiotherapeut, Heilpraktiker (derzeit die einzige Möglichkeit, in Deutschland rechtlich legitimiert die Osteopathie auszuüben ohne Arzt zu sein, außer im Bundesland Hessen, wo es den staatl. anerkannten Osteopath gibt) Osteopath, folgendermaßen beteiligen.

Die Osteopathie ist natürlich eine wunderbare Sache. Sie versucht mühsam auch in Deutschland Anerkennung zu finden durch Studien, die z.B. im Internet auf den Seiten der AkademieFürOsteopathie zu finden sind. In den USA ist es schon ein eigener Studiengang.
Andererseits hat die Osteopathie auch eindeutig Beschränkungen, die bei der Behandlung zu respektieren sind.
Durch eine glückliche Fügung habe ich in der Behandlung der HSP inzwischen fast 20 Jahre Erfahrung und immer wieder neueste Informationen aus erster Hand.
Aus den bisher zu dem Thema eingestellten Beiträgen schließe ich, dass die Betroffenen noch gehfähig ohne Hilfsmittel sind. Zum anderen lese ich heraus, dass die Osteopathie nicht die einzige Behandlungsform ist, die angewendet wird.
Das ist nach meinen Erfahrungen eine gute Version. Gepaart mit physiotherapeutischen Behandlungstechniken aus der Neurologie wie Voijta, Bobath, PNF, E-Technik, Brunkow u.a. oder Techniken wie FBL, Spiraldynamik, Manueller Therapie nach Maitland, DGMM u.a. Techniken lässt sich in diesem Stadium viel erreichen an Erleichterung fürs „sich Bewegen“, aber – wie sich auch herauslesen lässt (…ich gehe alle 4 Wochen…) – eben nur vorübergehend.
An dieser Stelle kann auch die Osteopathie - und als Teil derselben die erwähnte Cranio-Sacral-Therapie – ihren Teil beitragen. Alles, was „das Finden des Gleichgewichts“ beim Gehen erleichtert, ist optimal und verlängert die Zeit, in der ohne Hilfen die Fortbewegung gelingt und gar die Ausweichbewegungen im Sinne eines Nachziehens des Beins oder Humpelns vermieden werden können. Die dem Körper innewohnenden Spannungen können evt. in diesem Stadium noch besser ausgeglichen werden. Ein(e) „blockierte(s)“ Becken oder Lendenwirbelsäule zu befreien, sollte einem guten Manualtherapeuten genau so gut gelingen, das ist keine speziell osteopathische Fähigkeit (s.o. Auswahl der Techniken).
Bei der Häufigkeit ist die Orientierung eigentlich an die Beschwerden gebunden. Die erwähnte „Selbstheilung“ enthält im Wort schon das unabhängig Werden von Therapie, was bei der HSP „genetisch“ nicht so gut möglich ist. Daher ist auch hier eine an die Beschwerden angepasste Häufigkeit gut und nicht unbedingt eine an 1,-2,- oder 4 wöchige oder sonst eine Frequenz gebundene Notwendigkeit.
Andererseits ist natürlich alles möglich, was ein Patient sich leisten kann und für sich für gut befindet, wenn er außerhalb der kassenbezahlten Leistungen Therapie wünscht.

Die ca. 20 Jahre Begleitung von HSP haben allerdings gezeigt, dass die manuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten nicht ausreichen, den Gendefekt, der seine Wirkung am Tractus Corticospinalis auslässt und zu spastischenTonusveränderungen meist in den Beinen (sie kennen die Ausnahmen) , zu verhindern (auch keine Cranio-Sacrale oder gar - der neue Hype der Osteopathie – die Biodynamik). Im weiteren Verlauf der Behandlung des „Ge(h)n’s mit HSP“ wird es wichtig sein, Gelenke frei zu halten, Schmerzen zu lindern oder zurück zu drängen, Nerven und Muskeln gedehnt und damit mobil zu halten, und die Fortbewegung aus eigener Kraft so lang wie möglich zu erhalten und zu ermutigen. Dabei ist es gut, als Therapeut viele Techniken sein Eigen nennen zu können, aber es wird nicht die Osteopathie in erster Linie sein.

Warum ich geschrieben habe? Um zu verhindern, dass Osteopathie und davon die legendäre Cranio-Sacrale zum neuen Stern am Himmel der HSP-Behandlung wird und andere elementare Dinge in der Behandlung darunter übersehen werden.

Zur Abrechnung der Osteopathie ist vielleicht noch folgendes zu sagen: Den Weg, den die TK seit 2012 geht mit: pro Behandlung 80% oder höchstens 60 € der Kosten 6 x im Jahr, haben ein paar wenige Kassen kopiert, andere Kassen wollen derzeit 100 € fürs ganze Jahr zahlen und die Privaten Kassen zahlen bisher gar nicht, es sei denn, man hat eine Zusatzversicherung für Heilpraktikerrechnungen und der Therapeut ist Heilpraktiker. Manche Privatkassen erstatten auf Osteopathierechnungen den Betrag pro Behandlung, den sie für die Heilmittelposition einer Manuellen Therapie ausgegeben hätten auf Nachfrage. Änderungen sind im Gange. Der Therapeut, der auch Osteopath ist, kann dann seine Kunden dahingehend aufklären. Also auch bitte hier nur eingeschränkte Euphorie.


Gutes Gelingen des weiteren Vorgehens in der Therapie und gute Erfolge

U.Ha.

Re: Osteopathie

BeitragVerfasst: Fr 22. Feb 2013, 14:49
von Doris & Hubertus
Hallo U.Ha.,

vielen Dank für deine ausführlichen Informationen! ;)
Natürlich geht es mir in erster Linie darum die Mobilität von unserem Sohn Hubertus (fast 8 Jahre, HSP) aufrecht zu erhalten!
Er bekommt 1x wöchentlich 30 min Vojta-, 1x wöchentlich 60 min Bobath-Therapie, 2x wöchentlich Ergotherapie!
Zur Zeit "experimentieren" wir noch, was ihm am besten bekommt, weil er seit 3 Jahren mehr und mehr unter HSP leidet!
Vor 4 Jahren konnte er noch rennen, hüpfen, springen...! Im Vergleich zu anderen HSP'ler verläuft bei ihm offensichtlich die HSP im Zeitraffer! Innerhalb von 3 Jahren GDB 80, aG-Vermerk und B-Vermerk! Und das trotz regelmäßiger KG, Schwimmbad, Reittherapie (wir haben selbst 2 Pferde)!
Das ist schon extrem! Und deshalb möchte ich ihn ja so lange wie möglich vor der Rollstuhlpflicht bewahren!
Längere Strecken gehen allerdings nur mit Rolli, weil ich sonst nicht fertig werde mit meinen Erledigungen. Beispiel: letztes Jahr benötigten wir in der Fußgängerzone von Unna, die ca. 800 m lang ist, glatte 60 min! Mein Arm fällt mir dann fast ab, weil er stolpert und wie ein Baum hinfällt! Mit ca. 30kg Gewicht an der Hand hält man das dann nicht mehr!
Aber wie bereits erwähnt hält die Physiotherapie-Praxis, wo er Vojta und Bobath macht, auch 3 Osteopathen bereit!
Zuvor kannte ich die Osteopathie nur im Zusammenhang mit der DIPO (deutsches Institut für Pferde-Osteopathie) habe mehrfach zuschauen dürfen, wenn Pferde eingerenkt wurden!

Ich werde mich zuvor aber noch einmal bei unserer IKK classic informieren, inwieweit sie die Osteopathie bezuschussen würde!

Schönes Wochenende!
Doris mit Hubertus