Hallo zusammen,
schon wieder etwas Neues! Der Artikel "Sensation im Labor: Forscher erzeugen Stammzellen mit Zitronensäure" aus Spiegel Online beschreibt nahezu Unglaubliches. Forschern ist es angeblich mit einem neuen und sehr einfachen Weg gelungen, aus ganz normalen Körperzellen Stammzellen zu erzeugen. Sie legten die Körperzellen in ein Säurebad aus Zitronensäure und erhielten so Stammzellen. Diese Stammzellen sollen sogar "totipotent" (ein anderer Begriff dafür ist "omnipotent") sein. Die bisherigen Verfahren ließen es zu, dass "pluripotente" Stammzellen entstanden. Vereinfacht gesagt besteht der Unterschied darin, dass sich totipotente Stammzellen noch in jeden Zelltyp entwickeln können, während sich pluripotente Stammzellen nur in ganz bestimmte Zelltypen entwickeln können. (Information zu Stammzelletypen siehe hier). Das neue Verfahren wurde an Körperzellen der Maus entwickelt und ist wohl noch nicht an menschlichen Zellen probiert worden. Das wird aber sicher sehr schnell geschehen.
Ein sehr großer Vorteil des Verfahrens, mit dem aus Körperzellen nun totipotente Stammzellen gewonnen werden könnten, der liegt darin, dass die verwendeten Körperzellen keine zusätzliche Genbehandlung erfahren müssen, um sich zu Stammzellen zu entwickeln. Das bisherige Verfahren, nämlich das Induzieren von zusätzlicher Geninformation, hat ja den Nachteil, dass diese zusätzlich eingebrachte Geninformation dauerhaft in der Zelle verbleibt. (Siehe iPS-Zellen). Das kann dazu führen, dass sich in der Zelle Krebs bildet (siehe hier). In wie weit die Forschungsergebnisse, die mit diesen iPS-Stammzellen erreicht werden, tatsächlich hundertprozentig auf gesunde Zellen anwendbar sind, das wird teils kontrovers diskutiert. Diese Diskussion wäre gegenstandslos, wenn das Einbringen einer zusätzlichen Geninformation nicht mehr erforderlich wäre und durch ein Bad in Zitronensäure ersetzt würde.
Ich will es nun aber in jedem Fall vermeiden, dass durch diese Nachricht ein falsches Verständnis für den Einsatz von Stammzellen bei unserer HSP entsteht. Ich halte es daher für notwendig, auch an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass Stammzellen bei der HSP ausschließlich dazu dienen können, für Forschungszwecke eingesetzt zu werden. Es ist nicht realisierbar, dass Stammzellen ‒gleichgültig auf welchem Weg sie hergestellt wurden‒ in unseren Körper eingesetzt werden, um unsere degenerierten (=abgestorbenen) Nervenzellen im Rückenmark zu ersetzen. Diese Zellen sind nämlich etwa einen Meter lang. Es würde viele Jahre dauern, bis die eingesetzten Stammzellen auf diese Länge gewachsen wären. Es wäre zudem unklar, ob sie tatsächlich auch die notwendigen Verbindungen zu anderen Zellen aufbauen könnten. Die Stammzellen schaffen es auch nicht, die abgestorbenen Zellen zu neuem Leben zu erwecken. Und, mal ehrlich, wer würde sich das Hirn aufschlagen lassen, um sich dort Stammzellen einsetzen zu lassen?
Also, menschliche Stammzellen können bei der HSP ausschließlich zu Forschungszwecken eingesetzt werden. Und da sind sie absolut notwendig. Denn das Forschen an tierischen HSP-Zellen, z.B. an HSP-Zellen der Maus oder der Drosophila (Fruchtfliege), muss nicht unbedingt zu solchen Ergebnissen führen, die auf den Menschen eins zu eins übertragbar sind.
Hier nun der Link zum Artikel aus Spiegel Online.
Herzliche Grüße
Rudi
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Ergänzungen:
Deutschlandfunk.