Ge(h)n mit HSP

● Calciumregulation
Die Ergebnisse des Projekts "Plattform zum Wirkstofftest für HSP" zeigten, dass Veränderungen von Spastin, wie sie in der SPG4 HSP-Form auftreten, zu einer gestörten Calciumregulation in Nervenzellen führen. Diese soll mit der Hilfe von Mikrotubuli-modifizierenden Wirkstoffen korrigiert werden. Das geförderte Projekt zeigte im vergangenen Jahr, dass ein Wirkstoff, der zunächst den Namen „Wirkstoff B“ erhielt, in Zellkulturen wirksam wurde. Im neu geförderten Projekt "SPG4-Wirkstofftest" wird dieser Stoff weiter detailliert untersucht.

● Axonaler Transport
Bei der HSP vom Typ SPG4 ist die Kernthematik, dass die betroffenen Nerven degenerieren und somit die Nervenimpulse nicht zu den Muskeln geleitet werden können. Die Ursache dafür ist bei SPG4-Mutationen die nicht mehr funktionierende Versorgung der betroffenen Nerven mit Nährstoffen. Es sollte im laufenden Projekt untersucht werden, ob dieser ursächliche Fehler durch den Wirkstoff B positiv beeinflusst werden kann.

Der Transport der Nährstoffe ist in gesunden Zellen über den axonalen Transport durch Motorproteine geregelt, der in den SPG4 mutierten Zellen nicht mehr funktioniert. Tatsächlich sind sowohl die Geschwindigkeit als auch der Anteil der beweglichen Motorproteine in den HSP-Nervenzellen im Vergleich zu den gesunden Kontrollzellen reduziert. Als ein sehr positives Ergebnis der laufenden Studie ist festzuhalten, dass die angesprochene Funktionsstörung durch die Gabe der Substanz B auf das Niveau der gesunden Kontrollen normalisiert wurde. Das ist großartig! Das im Forschungsbericht beigefügte Video zeigt dieses beeindruckende Ergebnis in Zellkulturen. Mit der korrigierten Transportfunktion könnte auch die gestörte Versorgung der Zelle mit Nährstoffen wieder möglich werden. Die geplanten Tiermodelle werden sich damit befassen.

Beachtet bitte zum Video, dass die Aufnahmen das „Leben“ innerhalb einer Zelle zeigen. Die hellleuchtenden Motorproteine bewegen sich auf den Microtubuli, die einen Durchmesser von etwa 0,000025 Millimeter haben. Ein menschliches Haar ist etwa 1000-mal dicker.

● Überprüfung der Wirksamkeit der Substanz B in Tiermodellen.
Um die Substanz B in Zukunft in klinischen Studien an HSP-PatientInnen zu testen, werden zunächst unterstützende Ergebnisse aus prä-klinischen Studien an unterschiedlichen Tiermodellen benötigt.

○ Experimente mit Zebrafischen
Die Fische bekommen die Substanz B im Schwimmwasser verabreicht. Die HSP-Forscher an der Uniklinik in Erlangen prüfen, ob die Substanz B zu einer Verbesserung der Schwimmfähigkeit führt. Die Experimente hierzu werden noch durchgeführt.

○ Experimente mit der Fruchtfliege
Fruchtfliegen haben kleine Augen, wenn die Spastinmenge reduziert ist. Die ersten Ergebnisse zeigen eine deutliche Verbesserung bei der Augenentwicklung der Fliegen, die mit Substanz B behandelt worden sind. Das ist ein wertvolles Ergebnis. Im nächsten Schritt werden die Krabbelfähigkeit der Larven sowie die Kletter- und Flugfähigkeit der ausgewachsenen Fliegen untersucht.